KoFi

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Amor Band 1 - Delirium



Delirium
 | Lauren Oliver
 | Carlsen
 |  ISBN 3-551-58232-7
 | 18,90 € | 409 Seiten





Inhalt



"Früher, in den dunklen Zeiten, wussten die Leute nicht, dass die Liebe tödlich ist. Sie strebten sogar danach, sich zu verlieben. Heute und in Lenas Welt ist Amor Deliria Nervosa als schlimme Krankheit identifiziert worden. Doch die Wissenschaftler haben ein Mittel dagegen gefunden. Auch Lena steht dieser kleine Eingriff bevor, kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Danach wird sie geheilt sein. Sie wird sich nicht verlieben. Niemals.
Aber dann lernt sie Alex kennen. Und kann einfach nicht mehr glauben, dass das, was sie in seiner Anwesenheit spürt, schlecht sein soll.“




Zusammenfassung




Ich stand lange Zeit vor dem Regal und habe mir überlegt, ob ich mir dieses Buch kaufen soll. Schlussendlich habe ich es getan und ich bereue es keineswegs.

Der Inhalt des Buches ist vielversprechend und spannend.

Die Geschichte spielt in den USA der Zukunft. Forscher haben ein Heilmittel gegen Amor deliria nervosa (Liebe) gefunden und es gibt nur noch zwei Arten von Menschen; Potenziell Gefährdete und Geheilte ab 18.
Die Krankheit Liebe wird mit einem operativen Eingriff ab dem 18. Lebensjahr im Gehirn durchgeführt.

Lena, die Protagonistin des Buches, zählt erwartungsvoll die Tage bis zu diesem Eingriff, denn auch ihr ist von Klein auf eingebläut worden, dass die Liebe eine schreckliche Krankheit ist und deren Verlauf tödlich endet, sowie bei ihrer Mutter.

Alle Geschlechter sind bis zu diesem Eingriff getrennt und für sie ist ein Treffen mit einem Jungen vor dem Eingriff falsch und gefährlich.

Nachdem sie jedoch Alex kennen gelernt hat, sieht sie auch deutlich die Probleme der Gesellschaft und wie instabil das ganze System ist. Lena vergleicht es mit einer Sandburg, die durch ein paar Wellen zerstört wird.
Eine, der vielen schönen Metaphern, die Lauren Oliver in diesem Buch verwendet.
Lena fängt durch Alex an nachzudenken und entdeckt immer mehr Lügen hinter dem System, wie zum Beispiel die Tatsache, dass es doch Invalide gibt und Sympathisanten und Leute, die in der Wildnis leben oder direkt in der Stadt.

Alles ist nur Schein, wie sie im Laufe der Handlung erfährt und nicht so, wie es in den vielen Lehrbüchern steht.

Immer weiter gerät sie in eine Zwickmühle.
Soll sie verantwortungsbewusst handeln, wie es die Regierung verlangt oder auf ihr Herz hören?

Der Tag ihrer OP rückt immer näher und ihr Einweisungstermin ist schon vorbei, den sie sehr gut überstanden hatte.
Ihr wurde auch ein Partner zugeteilt und vorgestellt, mit dem sie nach ihrem Abschluss verheiratet sein wird.

Lena merkt selbst die Veränderungen bei sich und dass die Tatsache sie vor einiger Zeit glücklich gemacht hätte, dann aber durch Alex abschreckt.

Lauren Oliver hat einen wunderbaren und bildreichen Schreibstil, den sie wunderbar einsetzt und genau an den richtigen Stellen.

Das Buch, was sie dem Leser vorsetzt ist wahrlich provokant und keine leichte Kost. Dennoch ist das Thema sehr interessant, wie die Gesellschaft ohne Liebe aussehen würde.
Vieles hat mich ehrlich gesagt an die DDR und auch an die Nazi-Zeit erinnert.

Die Menschen sind eingeschlossen, die Regierung überwacht das Internet mit den Seiten, die Musik, die Bücher und Kontrolliert den Lebensablauf und führt Razzien in Häusern durch.
Das Wort Lyrik oder Märchen kennt Lena zum Beispiel gar nicht und sie weiß auch nicht, was es ist.

Selbst die Versprechen, dass alles nach dem Eingriff besser werden würde, ist nur ein Schein.
Die Regierung verspricht, dass es durch die OP weniger Gewalt gibt und es einfacher werden würde zu Kindern eine verantwortungsbewusste und einfache Beziehung aufzubauen. Wenige Mütter würden ihre Kinder noch tot schlagen, sie ersticken oder ertränken.

In diesem Buch wird im Laufe der Handlung immer deutlicher die reine Willkür deutlich, die es bei dem Staat gibt.
Auf einer Seite wird beschrieben, wie eine Razzia mitten im Winter durchgeführt wurde und die Kontrolle der Ausweise mit Absicht länger gedauert hat, währen die Familie nur in Hausschuhen und Abendwäsche im Schnee stand.

Genauso wird gezeigt, wie egal den Menschen das Leben geworden ist.

Sympathisanten oder Ausständler werden in die Grüfte geworfen, die sowohl Gefängnis als auch Psychiatrie sind. An vielen Stellen wird dieser Ort beschrieben und wie die Menschen dort nur vor sich hinvegetieren bis sie sterben.

Nach einer Razzia findet Lena zum Beispiel auch einen Hund, dem ein Wachmann den Schädel eingeschlagen hat, weil er knurrte und bellte.
Die Besitzer hatten ihn auf der Straße liegen lassen wie Abfall, während er noch am Leben war und vor Schmerzen starb.

Lauren Oliver hat mit diesem Buch eine wunderbare und provokante Welt zugleich geschaffen, in der ich niemals leben wollen würde und wo ich oft genug dachte: „Ich würde es dort keine zehn Minuten aushalten“, „Ich kann mir gar nicht vorstellen wie es wäre mit meinem Freund zusammen zu sein und Sex zu haben, ohne jegliche Gefühle füreinander“, „Wie war wohl die Zeit des Übergangs? Wie fand der Wechsel statt? Wie war der Generationenunterschied? Wie empfand es die ältere Generation, die keinen Eingriff hatte und dann die neue erlebte, die einen hatte?“

All diese Gedanken kamen mir während des Lesens. Leider habe ich auch viele noch keine Antwort gefunden, denn manches erfährt man nur am Rande der Geschichte.

Dennoch ist es gleichzeitig eine Interessante Überlegung, bei dem des Leser seine Fantasie spielen lassen kann.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen.




Weitere Bücher des/r Autor*in:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen