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Montag, 22. Januar 2024

Warum ich mich für eine Magen-OP entschieden habe?







Heute erzähle ich euch, wieso ich mich für den Weg der OP entschieden habe. 

Vieles wird sich in meinem Leben ändern und ich habe im letzten Jahr ein Multi Modales Konzept (MMK) durchlaufen, was mich auf den Weg zur OP begleitet (ab einem BMI über 50, den ich z. B. habe, kann das verkürzt werden, ist aber aufgrund der vielen Bescheinigungen und Ärzte nicht möglich). Im September werde ich operiert und meine Beiträge sind immer ehrlich. Daher sind auch diese Worte ehrlich zu euch.

Ich werde es ohne die OP nicht schaffen und ich bin an einem Punkt, wo ich nicht weiter weiß, was ich noch tun soll.

Ich betreibe seit 2019 Sport, habe Ernährungsberatung gemacht, Energiebedarf ausgerechnet, Ernährungsumstellung gemacht und versucht mein Gewicht zu reduzieren.
Es ist niederschmetternd, wenn man vielleicht 10 Kg abnimmt und danach passiert nichts mehr, außer man reduziert weiter und weiter bis es nur noch ein Apfel und ein Joghurt am Tag ist.
Auch diese Phase habe ich hinter mir, wo ich fast eine Woche nur so gelebt habe und erst da wieder Erfolge sichtbar wurden. Ich habe Angst auf diese Weise in eine Essstörung zu kommen. Das ist weder gesund noch hilfreich auf langer Sicht.

Es ist niederschmetternd, wenn man alles versucht und nur noch davon lebt, dass man Kalorien zählt und sein Essen weiter reduziert, dass selbst die gesunden Rezepte, die helfen sollen beim abnehmen auf die Hälfte runter gehen, wenn man Mahlzeiten auslässt, weil man nicht zu viel essen will und Angst vor der Waage hat, weil man wieder nicht erfolgreich war. Durch das Lipödem und das Übergewicht bin ich eingeschränkt. Fakt. Brauch mir niemand sagen, weiß ich. 

Dicke Menschen wissen, dass sie dick sind!

Ich habe Schmerzen in den Beinen, trotz Sport, trotz angepasster Ernährung, trotz Kompression, trotz Lymphdrainage.
Meine Psyche hat jahrelang unter Mobbingattacken wegen meines Mehrgewichts gelitten bis hin zu Suizidgedanken, weil einfach nur meine Existenz und das Dicksein ein Problem in den Augen anderer ist. Menschen, die ein Problem damit haben, dass man nicht der Norm entspricht, die selbst mit ihrem Leben unzufrieden sind und glauben: Ach bei der Dicken kann ich meinen Frust ablassen und die fertig machen, damit ich mich toll fühle und damit mein beschissenes Leben mit einem alkoholkranken Vater/Mutter oder weil ich jahrelang rumharze statt zu arbeiten und Ausbildung zu machen besser aussieht. Oder weil ich selbst mit mir als Mensch unzufrieden bin oder einfach weil die Person dick ist, einfach fertig machen und anpöbeln.

Und halten wir fest: unsere Gesellschaft ist Scheiße gegenüber dicken Menschen!

Als dicker Mensch ist es ohnehin schon schwer und wenn man versucht etwas zu tun, wird man von Menschen ungefragt bewertet, kommentiert und bekommt Sprüche. Und das schickt einen in einen Teufelskreis aus den man nur schwer heraus kommt.

Ich stehe viel für mich ein, ich lerne Selbstliebe nach vielen Jahren und auch Selbstbewusstsein.
Mein Ziel ist es irgendwann „normal“ zu sein. Irgendwann das Lipödem behandeln zu lassen und wieder mobiler sein. Ich möchte irgendwann wieder in Läden gehen können, um normale Kleidung zu shoppen und nicht nur immer online.
Ich möchte mit der Magen-OP mein Gewicht in den Griff bekommen und auch die wenigen gesunden Fettzeilen an den Beinen reduzieren, die noch nicht vom Lipödem betroffen sind. Ich habe lange mit der Entscheidung dafür gehadert, aber muss mir auch eingestehen, dass ich es ohne diese Hilfe nicht schaffen werde. Es ist auch kein leichter Weg bis dahin. Eine OP bekommt man auch nicht einfach so. Man geht nicht zum Arzt und der sagt: Klar, ab auf den OP Tisch!
Ich habe über viele Monate die Vorbereitungen gemacht. Nicht nur, dass ich Sportnachweise benötige und ein Ernährungstagebuch mit Ernährungscoaching, sondern auch ein medizinisches Gutachten, was selbst bezahlt werden muss. Es wird alles untersucht von Blutwerte, Bluthochdruck bis hin zu Hormone. Eine psychologische Begleitung muss dabei sein und Magenspiegelung muss auch gemacht werden.
Allein dieser Weg kann belastend sein. Man wird komplett durchleuchtet mit Fragebögen.

Noch etwas: mein Weg ist nicht deiner.

Ich möchte eine OP nicht schön reden oder empfehlen. Es ist ein Strohhalm nach dem ich greife, um nicht mehr eingeschränkt zu sein und ich nehme dazu auch in Kauf, dass ich danach Tabletten mit Vitaminen, Eisen, Calcium und Co. nehmen muss, weil das nicht mehr über die Nahrung allein aufgenommen werden kann. Auch das ist etwas, was ich dafür in Kauf nehme und was jeder für sich gut überlegen muss.
Der Schritt macht mich gleichermaßen glücklich als auch ängstlich. Eine OP ist ein belastender Eingriff in den Körper und es kann immer Probleme geben, Komplikationen und Risiken, die sich erst im Lauf des Heilungsprozesses ergeben.
Aber ich gehe diesen Schritt nach all der Scheiße, die mir passiert ist, nach all dem Mobbing wegen meinem Gewicht und meine Hoffnung auf Besserung ist größer.