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Sonntag, 22. September 2024

Lang lebe die Kürbiskönigin


Lang lebe die Kürbiskönigin | Shea Ernshaw | Carlsen Verlag | 16,00 € | ISBN: ‎978-3551281241 | 336 Seiten

Sally Skellington ist die offizielle, frisch gekürte Kürbiskönigin, nachdem sie in Windeseile um ihre wahre Liebe Jack geworben hat, den Sally mit jedem Zentimeter ihrer Stoffnähte anbetet. Wenn sie das nur auch von ihrer neuen Rolle als Königin von Halloween Town behaupten könnte. Im Rampenlicht stehend und mit allen möglichen königlichen Pflichten betraut, kann Sally nicht anders, als sich zu fragen, ob sie ihre Gefangenschaft unter Dr. Finkelstein nur gegen einen anderen Käfig eingetauscht hat. Doch als Sally und Zero zufällig ein lange verborgenes Tor zu einem uralten Reich namens Dream Town entdecken, setzt Sally unwissentlich eine Kette unheilvoller Ereignisse in Gang, die ihre Zukunft als Kürbiskönigin und die Zukunft von Halloween Town selbst in Gefahr bringen. Kann Sally herausfinden, was es bedeutet, sich selbst treu zu bleiben und die Stadt zu retten, die sie ihr Zuhause nennt, oder wird ihre Zukunft zu ihrem schlimmsten ... nun ja, Albtraum werden?


  



Tim Buton’s „Nightmare before Christmas“ ist ein großartiger Film zu Halloween. Jedes Jahr läuft dieser bei mir rauf und runter. Das Buch hat mich also allein von dieser Tatsache gehypt und ist ein Must have.
Ich war ein bisschen überrascht, dass es ein Roman war, habe ich zuerst vom Cover gedacht, dass es ein Manga wäre, da auch ein Manga dazu angekündigt war aus dem selben Verlag.


Mit großer Freude habe ich das Buch angefangen zu lesen und mit jeder Seite wurde ich enttäuschter, die Freude nahm stetig ab bis ich am liebsten geweint hätte, wie man das als Buch so hat herausbringen können.


Um es kurz und knapp zu sagen, liest sich das Buch wie eine Fanfiktion, die eine Vierzehnjährige geschrieben hat, die nur flüchtig den Film kennt.


Ich konnte hier nicht den Zauber des Films erkennen, geschweige denn Jack oder Sally. Es gab logische Fehler, Widersprüche binnen einer Seite und ein ziemlich schlechtes Wortbuilding.
Die Geschichte las sich, als wäre sie für Fünfjährige geschrieben, doch selbst in einem Kinderbuch tauchen nicht solche Logikfehler auf, wie ich sie hier gefunden habe.

Der Schreibstil der Autorin betont übertrieben stark die Umgebung und Adjektive, was das Lesen irgendwann anstrengend macht.
Da Jack und Sally ihre Flitterwochen oder eher den Flittertag in Valentinsstadt verbringen wollen, lesen wir sehr oft Worte mit „Zucker“, wie zuckerwatterosa, zuckersüß, lavendelfarben, Lavendelrose, rosa,

Es schien mir, als wäre eine Beschreibung nicht genug um diese Stadt zu beschreiben und erinnerte mich an Kuss-Stadt aus „Das 10. Königreich“.

Valentinstag ist natürlich der romantischste Tag im Jahr und es gibt durchaus ein paar Freiheiten, die damit erlaubt sind, um sie zu gestalten. Dennoch wurden vom Film ein paar Regeln offensichtlich mitgegeben, dass die Feiertage auch an ihre Jahreszeiten gebunden sind.

Hat also Valentinsstadt nicht grade Klimakriese und ihre eigene Erderwärmung, erklärt sich mir nicht, wie dort Kirschbäume, Mohnblumen, Tulpen und Rosen blühen können.
Valentinstag findet am 14. Februar statt, also mitten im Winter und das Setting liest sich wie ein Frühlingstag mitten im April an dem es hell leuchtet und blüht. Es fehlten nur noch zwitschernde Vögel.

Weitere Fehler schleichen sich damit ein, dass Jack und Sally andere Jahreszeiten kennen, was mir auch etwas unlogisch erscheint, da Jack schon mit dem Schnee überfordert war und auch die Bewohner von Halloweenstadt waren am Ende des Films vom Schnee überrascht.

Wie können sie dann auf einmal Frühling kennen? („…einen subtilen süßen Hauch wie frisch erblühte Rosenknospen im Frühling…“ S. 22)

Hier fehlte mir eine logische Erklärung dazu oder man hätte einen anderen Vergleich ziehen müssen.

Jedoch scheint sowohl Lektorat, möglichen Testlesern und der Autorin selbst nicht aufzufallen, dass sie sich binnen einer Seite selbst widerspricht.

Auf Seite 32 fragt die Königin von Valentinsstadt Jack und Sally, ob sie William Shakespeare kennen. („Ihr zwei kennt nicht zufällig jemanden namens William Shakespeare?“

Juack hebt die Augenbrauenknochen über seinen hohlen Augen. „Tut mir leid, nein.“ S. 32)

An der Stelle habe ich mich gefragt, ob die Autorin je den Film ernsthaft gesehen hat, besingt Jack im Film sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch im Lied „Jack’s Lament“, dass er seinen Kopf trägt, um Shakespeare zu zitieren, während er seinen Kopf abnimmt und hält, wie in einem Bühnenstück von Shakespeare.

Wie kann es also hier zu einer Verneinung kommen?

Binnen einer Seite sagt Sally sogar, dass ein Name aus dem Stück „Romeo und Julia“ von Shakespeare stammt. („Ich habe keine Ahnung, was ein Karamell-Tränen-bonbon ist, aber ich bin überzeugt, dass Romeos Delikatessen nach Romeo aus Shakespeares Stück Romeo und Julia benannt ist…“ S. 33)

Nachdem also verneint wurde ihn zu kennen, wird innerhalb einer Seite der Name mit dem Theaterstück hergeleitet. Wie kann das zusammen passen?

Der Fluss auf dem Jack und Sally mit dem Boot fahren, erinnert mich an den Fluss aus „Charlie und die Schokoladenfabrik“, ebenfalls ein Film von Tim Burton. Hier ist es eine Interessante Homage an den Filmemacher, wirkte aber auch gleichzeitig übertrieben und unnötig.

Dass die Autorin übertriebene Vergleiche macht, wird besonders deutlich daran, dass Sally scheinbar so starke Augen hat, dass sie molekülgroße Blüten sehen kann. Moleküle, die sonst nur von einem Spektroskop gesehen werden können, weil sie mit bloßem Auge nicht erkennbar sind.
(„Ich nicke und lasse meinen Blick ein letztes Mal zu den Ästen hinaufschweifen, wo der Wind molekülwinzige Blüten abschüttelt und in der warmen Luft verteilt.“ S. 47)

Ich weiß, dass in der Szene kleine wegwehende Blüten von einem Baum beschrieben werden sollen, ein bisschen Melancholie und Vergänglichkeit in der Szene betont werden soll, immerhin verlassen sie nun Valentinsstadt und Sally hätte gerne ein bisschen mehr Zeit mit Jack gehabt.
Doch es hätte gereicht zu schreiben, dass kleine, feine Blüten vom Wind davon getragen werden.


Nur wenige Seiten später kommt der nächste Patzer, der entweder in der Übersetzung falsch gelaufen ist oder durch die Autorin selbst. An der Stelle musste ich mich ernsthafter fragen, ob sie die Filme gesehen hat.
Einer der Clowns kommt zu dem Paar und fotografiert sie. Er wird beschrieben als Clown mit dem Wechselgesicht. („Es ist der Clown mit dem Wechselgesicht, der auf seinem Einrad heranfährt…“ S. 50)
Doch richtig wäre, dass es der Clown mit dem ABREISSgesicht wäre, wird dieser im Film direkt im Titelsong als solcher vorgestellt. Er reißt sich das Gesicht herunter, um eine schwarze Leere zu offenbaren und besingt es auch mit „Ich bin der Clown mit dem Abreißgericht, schwupps ist es da und auf einmal nicht“.

Den Oberkracher an Unlogik präsentiert die Autorin damit, dass der Bürgermeister, die beiden Hexenschwestern und einer der Vampire einfach ins Jacks Haus drängeln und meinen, es müsste umdekoriert werden und Jack bräuchte neue Vorhänge, denn als Kürbiskönigin könne sie ja so nicht wohnen.
Jack ist Kürbiskönig und es hat euch nicht interessiert, wie er gewohnt hat, aber jetzt soll das alles einen weiblichen Haushaltsfrauen Touch bekommen?
Ich lasse es noch durch, dass sie Sally aus dem Stoffkleid holen wollen, um ihr etwas Anständiges zu geben und sie aus dem Schattendasein zu holen. Aber von Grund herauf, ist das ziemlich dreist und übertrieben.
Zudem wird Jacks Reaktion damit abgewürgt, dass er bereits die Pläne fürs neue Halloweenfest durchgeht und scheinbar nichts mitkriegt. Auch hier halte ich es für etwas unlogisch, dass er gedanklich so weit abschweift und zulassen würde, dass die Gruppe einfach mal eben sein Haus umdekorieren will.

Sally erkannte ich hier gar nicht wieder, war sie nur am Jammern, wie falsch sich der Titel „Kürbiskönigin“ anfühlt, sie sich verstecken möchte und sich unwürdig fühlt.
Sally habe ich als Charakter nicht so empfunden, dass sie Scheu ist und voller Angst, war sie im Film doch eine wichtige Figur, hat Jack gewarnt, sich regelmäßig fortgeschlichen, Jacks Abreise verhindern wollen und versucht eigenhändig Nikki Graus zu befreien.
Sie ist ein melancholischer Charakter, aber alles andere als jammernd.

Ich konnte hier den Zauber der Charaktere und Filme nicht erkennen.

Und die Frage, ob die Autorin den Film kennt, beantwortet sie in ihrer Danksangung damit, dass sie die VHS Kassette so oft gesehen habe, dass sie mehrfach kaputt ging und repariert werden musste.
Wie können dann solche Fehler passieren?

Das Buch ist also alles andere als empfehlenswert und ich habe es abgebrochen, weil es nur noch frustrierend war.

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