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Sonntag, 18. Februar 2024

Spieglein, Spieglein an der Wand....





Spieglein, Spieglein an der Wand....
Was denkst du, wenn du in den Spiegel siehst?

Mich haben viele dieser Gedanken über Jahre begleitet und vor allem in meiner Zeit als Teenager mit Mobbing und tiefen Depressionen:
„Ich sehe heute wieder so hässlich aus. Was sollen nur andere Menschen über mich denken? Ich bin wertlos. Niemand mag mich. Niemand will mich.“ ​

Im Lauf der Jahre habe ich folgendes gelernt: Der Großteil der Frauen fühlt sich nicht wohl in ihrem Körper. 🔴

Durch Filter, Filme, Serien, Zeitungen, Nachrichten sehen, hören und lesen wir unbewusste toxische Botschaften, die uns sagen sollen, wie wir zu sein haben und was wir besser machen müssen.

​📺 📻 📰 „Flacher Bauch mit XY Diät“, „Das große Haut Vorher-Nachher, Agne, schlafe Lider“, „Was bringen Anti-Falten Drinks?“, „Neue Make up Tipps: Strahlender Mund“, "Frisuren, die jünger machen"
Diese Zeilen habe ich mir nicht ausgedacht, sondern konnte ich als Aufmacher auf ein paar Zeitungen finden. ​
Früher wie heute wurden Frauen sehr auf das Aussehen reduziert.
Bekannteste Werbung aus den 50iger: "Eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?" , "Ruhe dich 15 Minuten aus, damit du frisch bist, wenn er nach Hause kommt. Trage etwas Make-up auf und binde dein Haar hoch, damit du hübsch aussiehst – er hat den ganzen Tag nur Menschen in Arbeitskleidung gesehen."

Mit diesen "Werten" sind unsere Großmütter und Teils auch unsere Mütter aufgewachsen. Gestern hatte ich ein Telefonat mit meiner Cousine und sie erzählte mir, dass bei unseren Großeltern und bei ihr zu Hause eine unserer Regeln waren, dass wir am Essenstisch zu schweigen hatten und als Kinder so ruhig und unsichtbar wie möglich. Da ich jünger bin, kann ich mich nicht mehr daran erinnern, jedoch erinnere ich mich, dass es bei uns zu Hause auch so war, dass ich leise zu spielen hatte, nicht toben durfte oder laut lachen oder mal hüpfen durfte.
Wir mussten alles aufessen und wurden zwangsgefüttert, auch wenn wir satt waren.


Ich erinnere mich an eine Szene aus dem Kindergarten, dass die Erzieherin mir das Essen in den Mund stopfte, der Bissen war noch nicht runter geschluckt und sie zwängte mir den nächsten rein. Es war bekannt, dass ich das Essen einfach nicht mochte und mir nicht schmeckte. Dennoch zwang sie mir das Essen rein, ich würgte und sie schob den nächsten rein. Da ich gelernt hatte nichts zu sagen, erzählte ich es auch nicht zu Hause. Dass ich danach beim Mittagsschlaf erschöpft und ko war, war logisch. Ich schlief länger als andere Kinder und meine Mutter hat mich beim abholen wecken müssen, weil die Erzieher mich nicht wach bekommen hatten nach dieser Situation.
Zu Hause wurde mir immer gesagt, dass der Teller aufgegessen werden musste und nichts weggeworfen wird.

Ich merke, dass grade letzteres mir oft schwer fällt im Alltag und ich mir sagen muss, dass das auch okay ist, das nichts zwangsweise aufgegessen werden muss. Vor allem nach der Magen-OP ist das eine große Umstellung gewesen.


In den letzten Jahren habe ich gelernt, dass wir in einer Diät-Kultur leben und fremde Menschen unseren Wert und Gesundheit gerne anhand der Optik bestimmen. Mentale Gesundheit oder was wir täglich tun, spielt eher eine zweite Nebenrolle. oder das jeder Körper individuell ist.
Die Diät-Industrie boomt anhand der Unsicherheiten und alten Klischees von Frauen und viele Diäten, Diät-Shakes, -Pillen und Blitz-Diäten sind zum Scheitern verurteilt. In Headlines steht oft "1 Pfund weg pro Tag". Das klingt wahnsinnig viel, ist umgerechnet aber weniger als 500 Gramm.
Ich bin für Gesundheit, jedoch sollten diese unterschwelligen Botschaften aufhören. Viel lieber sollten wir lernen, wie wir mentale Gesundheit lernen, wo unsere Probleme beim Essen liegen, ob wir Essstörungen haben, wozu das gestörte Essverhalten jahrelang gedient hat und welche Arten von Essen und Hunger es gibt. Wie ist es entstanden? Und wie kann man es besser machen?
Das Umdenken zum Thema Essen und Essstörung dauert.


Es kostet viel Zeit und Kraft damit umzugehen und die Wurzeln zu finden und auch mit sich selbst ins Reine zu kommen, sich okay zu finden und zu lernen, dass die kleinen Makel an uns genauso schön sein können.
Vor allem: Wem wollen die Zeitungen was vormachen? Niemand steigt morgens gestylt aus dem Bett. Und zuerst labern die einen von wegen Diät und so voll, aber ein paar Seiten weiter gibt es die besten Kuchenrezepte, damit man sich die nach erfolger Diät als Frustessen reinziehen kann, nur um dann die nächste Zeitung mit der nächsten tollen Diät zu kaufen und von Vorne anzufangen. Ich bitte euch....
Wir brauchen niemanden, der uns sagt, was an uns nicht stimmt und wie wir zu sein haben.

Ich weiß, dass man dafür ein starkes Selbstbewusstsein braucht, mentale Stärke und vielleicht sogar imaginäre Scheuklappen, die diese Botschaften ausblenden. Vor allem braucht es auch Mut zu sagen, ich mag mich so wie ich bin.

Hartes Learning. Auf jeden Fall!
Doch, wenn man sich dann im Spiegel ansehen kann und Sachen findet, die man gut an sich findet, statt nur auf die Fehler zu schauen, lohnt es sich. Meine Narben erzählen meine Geschichte. Mein Körper ist der einzige, den ich in diesem Leben habe und wieso sollte ich Zeit damit verschwenden ihn runter zu machen? Reden wir lieber so mit uns, wie mit einer guten Freundin. Die würden wir ja auch nicht runter putzen, so wie wir das mit uns tun, oder? ;)

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