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Donnerstag, 22. April 2021

Die Mumie

Die Mumie | Max Allan Collins | Heyne | ISBN 978-3453159075 | Amazon

 

I N H A L T



Vor über 3000 Jahren wurde er bei lebendigem Leib in der Stadt der Toten begraben: Der ägyptische Hoheprister Imhotep. Das Grab bleibt unentdeckt, bis zwei Teams von Archäologen Anfang der 20er Jahre in Kairo von seiner Existenz erfahren und sich auf die Suche machen. Der Wettlauf beginnt, doch wehe dem, der Imhotep in seiner Ruhe stört. Denn: die Mumie schläft nur!


R E Z E N S I O N


Der Film „Die Mumie“ aus dem Jahr 1999 war der erste richtige ägyptische Film, der mich in seinen Bann zog. Damals war ich etwa 12 und fing an meine Begeisterung für diese alte Kultur, die ich schon als Kind hatte, langsam auszuleben und mich damit zu outen. Damals wusste ich noch nicht, welche wichtigen Meilensteine ich dort gelegt hatte, die bis heute positive Auswirkungen auf mein Leben haben.
Doch mit diesem Film fing alles an. Er war gut gemacht, hatte ein tolles Setting, hat mit bekannten Namen und Artefakten gearbeitet und ich kenne ihn in und auswendig.


Als ich vor ein paar Jahren durch Zufall gesehen habe, dass es ein Buch zum Film gibt, musste ich es mir kaufen.
Es war gebraucht über eine Plattform oder Flohmarkt gewesen – ich weiß wirklich nicht mehr genau! - und habe es nachträglich gelesen.
Es weicht hier und da ein bisschen vom Film ab, aber ist ansonsten sehr identisch. Eine große Änderung war zum Beispiel die Mumifizierung von Imhotep.
Im Film wurden weiße Tücher benutzt. Im Buch wurden sie vorher in einer Brühe aus schwarzem Leim mit menschlichen Überresten getränkt. Auch die Mumifizierung ist wesentlich detaillierter im Buch dargestellt als im Film. Die Folter der Priester und Imhoteps ist im Buch ungeschnitten.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und beim Lesen hatte ich immer wieder die Szenen vom Film vor Augen. Zwischen den Seiten des Buches gab es ein paar Fotos von den Filmszenen und den Requisiten, die benutzt wurden.

Der Film und somit auch das Buch arbeiten mit einigen fiktionalen Sachen, die von wissenschaftlichen, realen und historischen Dingen abweichen.
Ein gutes Beispiel sind hierfür die Pyramiden im Hintergrund des Filmes. Dargestellt werden die Pyramiden von Gizeh in Kairo. Zwischen den Orten liegen ca. 20 km. Diese Darstellung dient also rein dem Film und der Atmosphäre.

Ein weiterer fiktionaler Punkt ist der Charakter von Anch-su-namun. Es gibt bisher keine Funde mit einer Mumie dieses Namens. Ein Namensänlichkeit besteht zur Königin Anchesenamun, auch Anches-en-Amun. Sie war Königin und Halbschwester von Pharao Tutanchamun in der 18. Dynastie.

Sethos I. (1303-1290 v. Chr., 19. Dynastie) war zwar der zweite Pharao seiner Dynastiezeit -was im Film korrekt bezeichnet wurde -, jedoch war der Name seiner Frau Tuja.
 

Der Charakter Imhotep ist ebenfalls fiktiv und basiert wahrscheinlich auf den Baumeister Imhotep (ca. 2700 v. Chr.). Der Name bedeutet übersetzt „der in Frieden kommt“ und war tausend Jahre vor Sethos Würdenträger unter Pharao Djoser.
Er war Baumeister aus dem alten Reich und hat die bekannte Djoser-Pyramide (Stufenpyramide) in Sakkara verantwortet. Durch sein Werk wurde der Pyramidenbau erst in Bewegung gesetzt und die ersten Monumente als Königsgräber erbaut. Im späteren Reich wurde er als Heilgott verehrt und den Legen, die sich um ihn rangten, auch als Erfinder der Schrift und der Medizin.

Im Buch/Film Imhotep als „Bäösewicht“ darzustellen ist bei genauerer Betrachtung auch fraglich. Sein Handlungsmotiv war lediglich mit seiner Liebe Anch-su-namun zusammen zu sein. Da sie die Frau des Pharaos war, konnten die beiden es nicht und töten Sethos.

Sie haben aus dem Wunsch heraus zu leben (es wäre die Todesstrafe mindestens für Imhotep gewesen oder sogar für beide gewesen, wenn sie Sethos am Leben gelassen hätten) und zusammen zu sein ein Verbrechen begangen. Imhotep wollte mit dem Buch der Toten seine Geliebte zurück holen, weshalb er verflucht wurde.
Auch als er wieder aufersteht, will er nur das. Seine Geliebte zurück.
Er möchte Leben und mit ihr zusammen sein. Er geht durch den Fluch dabei über Leichen (Regeneration) und will sich nicht abbringen lassen.
Gegen unsere Helden hat er also nicht einmal einen Groll oder Interesse daran sie zu töten. Da sie ihm aber in die Quere kommen und sein Ziel verhindern wollen, kämpft er gegen sie.
Auch ist es nicht seine Schuld, dass er die Plagen bringt. Er hat nicht um den Fluch gebeten, der ohnehin widersprüchlich ist (wieso jemanden bestrafen mit einem Fluch, der dann bei einer Auferstehung die Macht hat die Welt ins Chaos zu stürzen?).
Hier wird also bewusst der Charakter in eine Antagonistenrolle gepresst und aus der Sicht der Helden erzählt. Dem Leser/Zuschauer wird suggeriert: Er ist böse!

Ein weiterer fiktionaler Hintergrund im Buch ist die Tatsache, dass Skarabäen Fleischfresser sein sollen.
Skarabäen sind Mistkäfer und drehen aus dem Dung der Tiere Bällchen, die sie mit den Hinterbeinen, die Sanddühnen hoch tragen. Die Tiere galten im alten Ägypten als heilig und wurden der aufgehenden Sonne zugeordnet als Symbol der Schöpfung und Erneuerung. Der Skarabäus trägt dabei den Namen Chepre und wurde den Toten mitgegeben, um Licht in die Finsternis zu bringen. Er symbolisiert das Leben selbst und wurde den Toten mit in die Leinen eingewickelt, besonders auf dem Herz des Toten, damit die Seele wieder auferstehen kann.

Es gab Käfer, die die Ägypter fürchteten und die auch die Toten fressen. Diese werden im Buch der Toten mit einigen Abwehrsprüchen erwähnt.

Das Buch der Toten (schwarze Buch) ist so, wie es im Buch und Film dargestellt wurde ebenfalls fiktiv.
Für die Ägypter, die an ein Leben nach dem Tot glaubten, war der Weg durch die Unterwelt das, was sie fürchteten.
Das „Buch der Toten“ ist dabei eine Sammlung von Gebeten, Sprüchen, Formeln, die der Ba-Seele Einlass gewähren soll. Ehe die Seele sich mit seinem Körper in der Unterwelt vereinen kann, muss er Prüfungen bestehen, wobei ihm diese Gebete, Sprüche etc. helfen sollen. Erst dann konnte er vor das Totengericht zu Anubis treten.
Wer es sich leisten konnte, ließ diese Sprüche auf Papyrusrollen schreiben und legte sie mit in den Sarg.

Für den Film wurde dann das Gegenteil geschaffen: Das Buch der Lebenden (goldene Buch des Amun-Re). Unsere Helden müssen den Antagonisten doch zurück ins Grab bringen.

Der Hom-Daj Fluch ist natürlich eine Fiktion rein für das Buch. Ich denke, hierzu muss man nicht viel sagen.

Die Tatsache, dass Imhotep am Fuß der Statue begraben wurde, hat hier eher symbolischen Charakter als historischen oder realen.
Anubis als Gott der Mumien und Richter der Waagschale fungiert hierbei vermutlich als symbolischer „Aufpasser“ über Imhotep. Da der Kopf der Statue auch leicht nach unten geneigt ist im Film kann er ihn „ihm Blick behalten“.

Hamunaptra, die Stadt der Toten, ist ebenfalls ein fiktiv erschaffener Ort rein für das Buch/den Film. „Als Stadt der Toten werden zwei ausgedehnte von etwa 300.000 Menschen bewohnte Friedhofsbezirke am Ostrand Kairos bezeichnet.“ (Quelle: Wikipedia)


Archäologen und Schatzsucher


Ägypten erlebte grade im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts einen Boom an Expeditionen und Ausgrabungen (im 17. Jahrhundert gab es erstmals Zugang zu einer Übersetzungsmöglichkeit durch den Stein von Rosetta). Es gehörte zum guten Ton eine Ausgrabung zu Finanzieren und dabei zu sein.
Nicht selten sind dabei viele Artefakte abhanden gekommen. Gefundene Mumien wurden bei sogenannten „Mumienpartys“ mit der Abendgesellschaft ausgewickelt und die Grabbeigaben....wir können es uns denken, dass es nicht ins Museum gewandert ist. Die Wissenschaft blieb dabei etwas auf der Strecke, da es noch keine Ausbildung, Dokumentation und Konservierung für Altertümer gab zu dieser Zeit. Meist wurden einige Ausgrabungen von Männern begleitet, die viel Erfahrung hatten.
Genau das verkörpern die Helden dieser Geschichte. Da die Geschichte 1922 spielt, ist das noch mitten im Höhepunkt, ehe langsam der Wandel kommt.
Die Gruppe ist eine Mischung aus Wissenschaftler, die etwas entdecken und erforschen möchten und Schatzsucher, die gerne Geld machen möchten.


Mumia (Buch) /Medjai (Film)

Medjai ist der Name einer Menschengruppe aus dem alten bis neuen Reich von Menschen aus der nubischen Wüste sowie dem roten Meer Gebirge. Sie dienten eher als Karawanenführer, Polizisten und Berufsoldaten.
Im Film wird hier zumindest richtig erklärt, was Medjai sind. „Diese Typen sind von einem Wüstenvolk. Die brauchen Wasser, kein Gold“ - Rick O'Conell.

Mumia dagegen ist eine bis in die 1920er Jahre hinein als Heilmittel verwendete Substanz. Sie bestand aus zermahlenen ägyptischen Mumien. - Quelle Wikipedia
Warum es zwei verschiedene Bezeichnungen gibt, ist etwas verwirrend. Hier hätte ich mir ein einheitliches Sprachbild gewünscht für die Wächter.

Das Buch/der Film arbeitet also mit einigen Fiktionen, Veränderungen und Halbwahrheiten. Dennoch ist es ein kleines Muss für die Film-Fans. Vor allem die Beschreibung vom Autoren der Kulisse am Anfang ist sehr schön zu lesen. Man kann sich sehr gut hineinversetzen und fühlt sich ein paar tausend Jahre zurückversetzt.


Weitere Bücher des/r Autor*in:

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