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Donnerstag, 1. Februar 2024

Mein Leben in Bildern




Als Kind war ich übergewichtig, als Teenager und junge Frau genauso.
Ich trug keine Markenkleidung oder modebewusste Sachen, es sollte nur passen und günstig sein, sammelte Pokémon-Karten und Yu-Gi-Oh-Karten und ich liebte Animes. Ich war das perfekte Mobbing-Opfer.

Ich wurde als vieles beschimpft. Mir wurden Sachen weggenommen, ich wurde verfolgt, festgehalten, geschlagen (vor allem in der Grundschule kam ich eine Zeitlang oft mit blauen Flecken heim), ausgegrenzt, geschubst und vor allem beleidigt.
Ich habe das viele Jahre lang ausgehalten, bevor der erste Suizidgedanke kam und ich mich auch selbst verletzt habe, um dem Schmerz ein Ventil zu geben. Ich habe um Hilfe gebeten, aber nein, ich bekam keine. Von „Wenn du sie ignorierst, hören sie irgendwann auf“, bis hin zu „Du musst dich besser integrieren“ war alles dabei.

Ich habe für mich daraus folgendes gelernt: "Deine Probleme interessieren mich nicht, sieh zu, wie du klar kommst."

Danke für nichts. Mehr als einmal habe ich mir gewünscht, die anderen sollen sterben, dann hört das endlich auf.

Ich bin immer noch wütend! Darüber, dass mich niemand ernst genommen hat und dass ich mit diesem Problem alleine gelassen wurde, obwohl ich damit offensichtlich überfordert war, dass ich noch heute unter den Folgen des Mobbings leide.
Ich hatte Angstzustände und jeden Tag zur Schule zu gehen und zu Hause zu sein, war wie die Hölle. Zu Hause war ich nicht sicher, in der Schule auch nicht.

Mir wurde damals das Gefühl gegeben, selbst an allem schuld zu sein und ich habe mich so unsichtbar wie möglich gemacht.


Im Reel sieht man, wie sehr ich mich verändert habe. Aus meiner Teenager Zeit gibt es kaum Bilder, genauso wie aus meinen Zwanzigern. Ich habe mich nicht vor die Kamera getraut und musste das erst lernen. Sich nicht schön zu fühlen, hat mich jahrelang begleitet. Ich wusste, ich bin dick und mehr als einmal sagte man mir, dass ich abnehmen soll.
Doch ich hatte immer die Frage im Kopf: wofür? Welchen Sinn hat das? Und wie soll ich anfangen?
Ich hätte mir gewünscht, dass mich jemand unterstützen würde. Ich einen Buddy hätte, der mit mir das gleiche durchmacht und wir uns gegenseitig motivieren können. Mir fehlten Anlaufstellen, wo ich hin konnte und die Motivation sich alleine durch den Dschungel zu graben, war einfach nicht da. Im Hinterkopf war der Gedanke immer da: wofür? Sport war für mich sehr lange mit den Erfahrungen aus der Schulzeit verknüpft, wie demütigend das war, weshalb ich nicht ins Sportstudio wollte aus Angst, dass man über mich lacht. Ich musste über meinen Schatten springen, um zu merken, nein, es geht auch ohne Demütigungen und kann Spaß machen. Die Leute wollen nur ihre Einheiten machen, sind sogar hilfsbereit und interessieren sich nicht für andere. In der dunklen Spirale gefangen zu sein, die motivationslos zurück lässt, ist der Horror. Ich war blind geworden dafür, wie übergewichtig ich geworden war. Ich sah mich ja auch jeden Tag im Spiegel, da fallen die Veränderungen kaum auf. Rückblickend auf den Bildern denke ich mir: du hättest so viel eher was tun müssen, dir eher Hilfe suchen müssen und deine Motivation finden müssen, um da auszubrechen.
Ich wünschte auch, mir wäre die Diagnose mit dem Lipödem eher gestellt worden. Durch die Pille konnte es sich weiter entwickeln und vielleicht hätte es mir eher die Augen geöffnet, dass ich was tun muss, um es nicht schlimmer zu machen und vorzubeugen. Ich musste jedoch leider erst lernen meinen eigenen Wert zu kennen und Selbstfürsorge machen, aus alten Denkmustern raus, die mich unten hielten und an denen ich immer noch arbeite. Manches lässt sich nicht so leicht ablegen und klopft immer wieder an die Tür.

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