Body Politics | Melodie Michelberger | Rowohlt Verlag | 18,00 € | ISBN: 978-3499003318 | 224 Seiten
Frauen sollen dem Schönheitsideal entsprechen, aber nicht zu individuell sein. Wer dem Ideal nicht entspricht, soll sich wenigstens selbst lieben. Der Druck auf Frauen ist so hoch wie nie, und wie seit Jahrhunderten bestimmt der männliche Blick, welche Frauenkörper attraktiv sind. Haben wir verlernt, unsere Körper zu akzeptieren und dankbar für das zu sein, was sie täglich leisten? Melodie Michelberger fragt, wem es nützt, dass sich Millionen Frauen nicht hübsch genug fühlen. Sie weiß, wie Feminismus uns hilft, gegen das traditionelle Schönheitsideal zu rebellieren – denn es ist Zeit für ein diverses Bild von Schönheit und die Akzeptanz verschiedener Körperformen.
Wir sind gut, so wie wir sind!
«Ich bin wütend und traurig, wie viel Geld, Energie und vor allem Lebenszeit die unsinnige Suche nach der ‹perfekten› Figur mir klaute. Der Wunsch, weniger zu sein, leichter und zarter, war auch der Wunsch, liebenswerter zu sein. Dabei steckte all diese Liebe, nach der ich mich so sehnte, schon immer in mir. Ich war besessen davon, meinen Körper zu verkleinern, zu schrumpfen, zu formen, zu verschlanken und zu straffen. Ich wollte Fett verbrennen, meiner Figur schmeicheln, meinen Bauch glätten, Problemzonen kaschieren, Rundungen bekämpfen, die Waage besiegen, Kleidergrößen reduzieren, und alles in dem Glauben, damit die beste Version meiner selbst zu werden.
Aber warum? Woher kam dieses Gefühl? Wie entstand diese Fettfeindlichkeit, die ich gegen mich selber richtete? Und wieso konnte sie es sich in mir drin so gemütlich machen, ohne dass ich merkte, wie viel Platz sie einnahm?»
Der Grund, wieso mich dieses Buch angesprochen hat, war diese Überschrift. „Wir sind gut, so wie wir sind!“
Leider ein Satz, den wir viel zu selten hören, leben und sagen. Unsere Gesellschaft ist auf ein Bild geprägt, dass wer schlank ist, schön ist, gesund, erfolgreich, intelligent und glücklich.
Das alles ist in unserer Gesellschaft ein fest geprägtes Bild, was sich über Jahrzehnte entwickelt hat.
Doch wie geht es Menschen, die nicht dieser Norm entsprechen?
Wie sieht der Alltag aus?
Was für ein toxisches Leitbild spiegelt sich in Sätzen, Medien, Ernährung und Diskriminierung wider?
Die Autorin Melodie Michelsberger hat mit ihrem Roman über dieses Bild gesprochen und wie sie selbst jahrelang eine verzerrte Wahrnehmung von sich hatte. Sie berichtet in ihrem Buch über Diätwahn, Manipulation durch Medien. Als ehemalige Redakteurin für Gala und Brigitte schreibt sie zudem über die Einblicke der Arbeit dort.
Das Buch fängt jedoch mit ihrer Kindheit an und den Beginn des verzerrten Bildes über sich selbst, wie sie anfing Kalorien zu zählen und in die Essstörung abrutschte.
Am Anfang empfand ich einige Passagen als sehr langatmig und wiederholend, ehe es interessanter wurde und darauf Bezug nahm.
Eine großen Offenbarung war das Kapitel darüber, wie es zu diesem heutigen Bild der Gesellschaft kam. Sie berichtet von der Diskriminierung und welche Entwicklungen in das Schönheitsbild von heute eingespielt haben.
Durch meine Erkrankung und weil ich schon immer dicker war, hat mich das Buch einfach angesprochen. Es war endlich mal ein Einblick von jemanden, der ebenfalls keinem Ideal entspricht und jahrelang mit Diskriminierung und Anfeindungen gekämpft hat. Das Buch hat mir in vielen Punkten aus der Seele gesprochen und ich habe mich nicht alleine gefühlt.
Es zeigt eine Welt auf, die krank macht und das Gefühl vermittelt nicht genug zu sein. Der Schreibstil ist sehr angenehm, aber leider kommt hier der Kritikpunkt.
Mir fallen zu oft Namen im Text mit denen ich nichts anfangen kann, die dort genannt werden als müsste man sie schon mal gehört haben. Vor allem, weil einige fallen ohne nähere Erklärung. Das hat mich manchmal doch sehr aus dem Lesefluss gebracht.
Bei dem Buch hätte ich mir auch gerne gewünscht, dass ein paar Fotos mit bei sind. Da die Autorin hier von einer Essstörung berichtet und wie sehr sie auf Kalorien geachtet hat und dass sie noch Unterlagen sowie Fotos gefunden hat, hätte ich mir gewünscht, dass das mit im Buch Platz findet. Es würde dem ganzen eine weitere persönliche Note geben und man hat ein viel besseres Bild vor Augen, wie dünn/dick sie war zu den berichteten Zeiten. Auch hätte ich mir gewünscht, dass hier ein paar Telefonnummern oder Internetseiten mit aufgenommen werden, die als Anlaufstelle dienen können für jemanden mit den selben Problemen oder für Familienangehörige, damit man einen Eindruck bekommt worauf man achten sollte, wie man damit am besten umgeht oder helfen kann.
Denn die Autorin berichtet zwar darüber, dass sie auch in Therapie war, aber wir alle wissen, dass sowas nicht einfach zu bekommen ist. Welche Wege geht man dahin? Wie lange hat es gedauert bis sie einen Platz bekam?
Diese Informationen hätte ich mir sehr gewünscht in dem Buch. Stattdessen driftete es gegen Ende sehr in die Richtung von Aktivistinnen und anderen Social Media Accounts, was sich leider las, wie eine Werbetrommel und hat den Lesefluss gestört. Einerseits ist es gut, dass man versucht hat Interviews von anderen mit ins Boot zu holen, aber es hat mich an der Stelle leider nicht packen können.
Auch lasen sich manche Stellen sehr opferlastig. Denn es wird auch suggeriert, dass dick sein gesund wäre und das ist es nicht. Ich rede hier aus Erfahrung: Ich bin dick und habe Lipödem und gesund ist das nicht.
Aber ob ich mich wohl fühle, liegt immer noch im meiner Hand und nicht in der Hand von anderen und das kommt leider nicht wirklich in den Buch rüber. Ein weiterer Kritikpunkt sind die englischen Sätze und Spezialausdrücke. Leider stört das Lesefluss sehr und ich hätte mir hier gerne eine Übersetzung gewünscht oder eine Erklärung zu machen Begriffen oder Übersetzung.
Mein Fazit: Das Buch bietet einen netten Einstieg, aber mich selbst hat es weder verändert oder in anderen Dingen bestärkt. Es gab mir das Gefühl mit einigen Problemen nicht alleine dazustehen und ich finde es gut, dass diese aufgegriffen worden sind. Leider fehlten mir aber auch einige Punkte, so dass es mich auch nicht zu 100% überzeugen konnte.
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